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Mein Tag in BERLIN

 

zu Gast bei der SPD-Fraktion

Motto:
"Die Zukunft des Hafen- und Schifffahrtsstandorts Deutschland"

Mitwirkende:

Dorothee Martin, MdB
Sprecherin der Arbeitsgruppe Verkehr der SPD-Bundestagsfraktion

Dr. Rolf Mützenich, MdB
Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion

Stefan Kruecken, Autor und Verleger Ankerherz Verlag
„Wir brauchen Meer“

Uwe Schmidt, MdB
Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion für Seehäfen und Seeverkehr

Angela Titzrath
Präsidentin des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe

Dr. Martin Kröger
Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Reeder

Dr. Reinhard Lüken
Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik

Maya Schwiegershausen-Güth
Bundesfachgruppenleiterin Maritime Wirtschaft in Ver.di

Daniel Friedrich
Bezirksleiter IG Metall Küste

Diskussion mit dem Publikum
Moderation: Uwe Schmidt, MdB
Schlussstatements
„Für einen starken Hafen- und Schifffahrtsstandort
 Deutschland brauchen wir…“

 


Für den 18.April war ich zu einem Meeting im Berliner Paul-Löbe-Haus eingeladen. Hier sollte eifrig über den deutschen Schifffahrtsstandort und das maritime Know-How diskutiert werden.
Der SPD-Abgeordnete Uwe Schmidt (MdB) und aktueller „Lotse der Küstengang“ leitete diesen Austausch an Themen und Meinungen. Am Ende des Meetings moderierte er gekonnt eine Frage-Antwort-Stunde.


Geschmeidig und selbstbewusst kamen hier die Antworten von Dr. Kröger, dem VDR Vertreter. Der bei mir den Eindruck hinterließ, furchtlos, aber deutlich, weitere staatliche Subventionen für Reederaufgaben - in Richtung Flottenerneuerung - zu fordern. Immer mit einem freundlichen, verbindlichen Lächeln auf den Lippen. Interessante Bemerkung auch aus dem Publikum. Für eine Neubauserie von Tankschiffen könne man ja dann auch mal „über die deutsche Flagge verhandeln“! Erstaunlich direkt solche Forderungen. Hatte ich so öffentlich eigentlich nicht erwartet.


Zitat aus der Einladung der SPD:

„Ohne unsere Seehäfen und den Seeverkehr würde unsere Wirtschaft still stehen. Die Häfen sind zentrale Warenumschlagsplätze. 90 Prozent des internationalen Warenhandels werden heute noch immer über den Seeweg transportiert. Angesichts dieser Zahlen ist es verwunderlich, dass dieser Verkehrsträger im Bewusstsein der Öffentlichkeit so wenig verankert ist. Um unseren Wohlstand und unseren Status als Exportnation langfristig zu sichern, brauchen wir wettbewerbsfähige Seehäfen, klimaneutrale Schifffahrt und Zukunftsfeste Jobs im gesamten maritimen Cluster“.


Ich zitiere hier eine Mitteilung von Uwe Schmidt auf seiner Facebook-Seite nach dem Meeting:
„Darüber haben wir als SPD-Fraktion im Bundestag gemeinsam mit über 100 Branchenvertreter: innen, dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe, dem Verband Deutscher Reeder, dem Verband für Schiffbau und Meerestechnik sowie den Gewerkschaften IG Metall Küste und ver.di Maritime Wirtschaft diskutiert.
Die Energiewende ist ohne die Seehäfen nicht zu schaffen. Die Häfen werden sich zu Energiedrehkreuzen weiterentwickeln und einen entscheidenden Anteil zur Dekarbonisierung unserer Industrie beitragen. Der Aufbau einer eigenen LNG- und Wasserstoff-Derivate Tankschiffsflotte mit staatlicher Zugriffsmöglichkeit kann eine Lösung sein, um künftig in keine Transportabhängigkeit zu geraten. Wer eine starke eigene Seeschifffahrt im eigenen Land hat, der bestimmt auch wer welche Ressourcen bekommt.
Die Diskussion hat gezeigt: Wir brauchen Meer, so wie Stefan Kruecken vom Verlag Ankerherz betont hat. Wir brauchen mehr Ausbildung und Beschäftigung sowie krisensichere Tarifverträge für die gesamte maritime Branche. Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit für die nationale Bedeutung unserer Seehäfen und des Seeverkehrs. Und wir brauchen mehr Innovationen im Bereich klimaneutrale Schifffahrt sowie ein klares Bekenntnis zur deutschen Flagge.“


Dieses Bekenntnis zur deutschen Flagge sehe ich als betroffener Seemann nicht unbedingt bestätigt. Fuhr ich doch über Jahre, unter allen möglichen Flaggen, für deutsche Reeder zur See. Dabei erhielt ich den Tariflohn, oft auch zusätzliche Bonuszahlungen in Zeiten, wo das Geschäft boomte!


Das nannte man dann:
„Unter deutscher Ausstrahlung fahren!“

Ich bezahlte meine Lohnsteuer und alle sozialen Abgaben, auch tat dies der Reeder als Arbeitgeber, konnte aber die Lohnsteuer als Subvention einbehalten und ich war versichert wie sich das gehörte.

 

Ich würde ein solches Model auch heute nicht ablehnen, wenn wieder vermehrt Frauen und Männer den Beruf auf See ansteuern würden und auch, nach dem Erreichen eines Patentes, dort motiviert zur See fahren könnten.
Aber, dem ist leider nicht so. Der VDR ist sehr flexibel, so wie seine Mitglieder es selber auch sind. Crew-Manager sind ebenfalls Mitglieder, wie auch die Reeder, die nie den Tarif akzeptiert haben. Ausnahmen hiervon sind nur wenige Reeder, dazu zähle ich als gutes Beispiel HAPAG-LLOYD. Der Hapag-Lloyd Sondertarif, mit Fahrtzeiten von 3 Monaten „on“ und 3 Monaten „off“, genannt 1:1. Ausbildung und Fahrtzeiten kann man dort noch nach dem technischen oder nautischen Patent sammeln.


Meine generelle Frage lautete: wie oder womit will der VDR junge Frauen und Männer für diesen, an und für sich, schönen Beruf werben? 

Als Nautiker und Techniker an Bord deutscher (?) Reedereien zu lernen und dann weiter zu arbeiten, die Zukunft an Bord verbringen?
Wenn kaum noch Nachwuchs ausgebildet wird, tja dann brauchen wir auch nicht mehr die Fachhochschulen und Ausbildungsstätten für den Seemannsberuf im eigenen Land. Dozenten, die etwas von der Sache verstehen, gehen uns so langsam aber sicher aus!
Subventionen einsparen wäre angesagt und dann eine Art 


„nicht Ausbildungs- und Beschäftigungsabgabe“

 

von den Reedern, die sich hauptsächlich im Billigcrewsegment bedienen, staatlich einfordern.
Ich sehe leider keine Bewegung zum Werben um deutsche Kräfte, ein Merkmal was für mich dabei störend wirkt, ist die
Schiffsbesetzungsverordnung.

 

Dazu genau meine Fragen wie z.B. zu diesem Satz:


„Kapitän kann deutscher oder EU-Bürger sein.“

Die Verordnung schreibt eben nicht mehr unbedingt den deutschen Kapitän an Bord eines deutschen Schiffes vor. Der Kapitän muss ein EU-Bürger sein, heißt es dort. Darüber habe ich schon genug geschrieben, mich auch in Berlin wieder einmal dazu mündlich ausgelassen, leider von den anwesenden Gästen (alles Fachleute?!) nicht unterstützt!
Im Gegenteil, ich sah Mitglieder des NV Hamburg und Kiel in den Reihen der Teilnehmer, die aber nicht einen Beitrag oder eine Frage für den Abend im Köcher hatten. Damen sowie Herren „unseres Berufsstandes“ die keine Fragen hatten, sondern nur anwesend waren! Wozu, frage ich mich. All die Reisekosten und CO² Ausstöße für Schweigen im Walde vergeudet? 

 

In Hamburg fand parallel ein NV-Vortragsabend statt und in Cuxhaven wurde auf eine Veranstaltung zum Thema hingewiesen:

Der Nautische Verein Cuxhaven lädt bereits morgen, Montag,
den 17.04.2023 zu einem besonders spannenden Vortrag ein:


"Brauchen wir die Deutsche Flagge noch?"

Herr Christian Bubenzer, in der deutschen Schifffahrtsszene gut bekannt und hervorragend vernetzt als Einflaggungsmanager und Problemlöser der Dienststelle Schiffssicherheit stellt diese für die Schifffahrtsstandort Deutschland überaus wichtige Frage und lädt zur Diskussion. Es geht los um 19.00 Uhr in der Shanty-Chor-Messe, Kapitän-Alexander-Straße 34, Cuxhaven. Ein kleiner Imbiss wird ebenfalls angeboten.

 

Da werden also von den NV diverse zeitgleiche Vorträge zum Thema angeboten und durchgeführt, meist mit „leckerem“ Abschluss, aber die Lenker und Denker der NV sind bei solchen wichtigen Veranstaltungen - wie jetzt in Berlin - öffentlich sprachlos und bringen sich nicht ein. 


Warum frage ich mich? Darum erlaube ich mir erneut die Frage zu stellen: Wer vertritt uns Seeleute eigentlich noch?


Meine passende Stellungnahme - z.B. über den VDKS -  kann gerne hier nachgelesen werden.


Ganz bedauerlich aus meiner Sicht: 

Frau Maya-Schwiegershausen-Güth und auch Frau Angela Titzrath, mussten sich entschuldigen lassen, aus Krankheitsgründen wie es hieß.


Nun, genau zum Thema hätte ich gern beide Damen befragt.
Frau Titzrath, Chefin der HHLA ist ja mit dem Problem rund um die Elbvertiefung beschäftigt und daraus ergeben sich Fragen für die Zukunft. Ebenso hätte hier die „China Connection“ zur Sprache kommen können. Beide Themen sind brandaktuell und enthalten jede Menge Sprengstoff.
Die Hafenkoordination zwischen den wichtigen deutschen Häfen, als Standort gegenüber den Konkurrenten Rotterdam und Antwerpen, wären meine Einstiegsfragen gewesen.
Die Gewerkschafterin Frau Schwiegershausen-Güth hätte ich gerne zum Thema Tarif befragt.


Vermisst habe ich ebenfalls den neuen „Maritimen Koordinator“ - ein „Grüner“. Das wäre doch eine Chance gewesen, Kontakte zu knüpfen, die SPD ist doch sicher so tolerant dies zuzulassen, schließlich macht man doch Koalition zusammen.


So kam es im Anschluss der „Diskussionsrunde“ noch zu einem gemütlichen „Zusammentreffen“ mit Smalltalk und netten Kontakten.


Der Versuch war es wert. Nun muss wieder einmal abgewartet werden, wann und wie wir uns weiter unabhängig machen und unser schmaler werdendes maritimes Know-How wieder stärken können. Mit Qualität gestärkt auftreten.


Ich danke der SPD und Uwe Schmidt für den Versuch, einen ernsthaften und offenen Meinungsaustausch  in „FAHRT" zu bringen. Aber wenn die „Fachleute“ aus dem Publikum nicht richtig mitmachen, dann bleibt die Idee, Meinungen und Ideen auszutauschen, leider wieder einmal eine weiter nicht genutzte Gelegenheit. Außer Spesen, nichts gewesen!
Ich bleibe dran, als Einzelkämpfer etwas schwierig, aber ich habe mir vorgenommen:


ich bleibe schwierig und damit (für einige) unangenehm!

Und zum Ende dazu eine weitere Recherche der Sendung PANORAMA des NDR vom 4.5.2023. Hier wird deutlich aufgezeigt, dass es den Reedern sehr gut geht, deren Geschäfte florieren. Das würde ich als Kapitän sogar sehr begrüßen. Aber eines verstehe ich dann nicht unbedingt: wenn die Verdienstmöglichkeiten wirklich so grandios sind, wo bleibt die Verantwortung der Unternehmen, einen Teil der Gewinne in Ausbildung und Nachwuchs zu investieren? Stattdessen wird um weitere Subventionen und Steuereinsparungen regelrecht gebettelt. Deren Lobby sitzt genau bei unseren politischen Vertretern vor der Tür und haben laufend Einlass bekommen. Hut ab, sie machen so gesehen einen perfekten Job. Ist das noch solidarisch? 
Im globalen Ernstfall dürfen wir dann wieder mit an Bord? 
"Unsere" Werte und Unabhängigkeit verteidigen?
Hier erneut: unsere Berufsverbände schweigen dazu?
Oder profitieren auch die vom Stillhalten?

Nachtrag Aktualisierung vom 04.05.2023

Schauen Sie doch mal rein in den Beitrag, sehr wertvoll!

Ganz zum Schluss muss ich leider feststellen:
der VDR hat diesen Abend durch Herrn Dr. Kröger keine Antwort auf die Frage gegeben:

 

Woher kommt denn nun der Nachwuchs an Bord?!


Wo bleibt der Nachwuchs für die anderen maritimen Berufe, wie z.B. die Lotsen?!

Eine kleine Auswahl an Momentaufnahmen, die ich freundlicherweise hier veröffentlichen darf.

Die Fotos wurden gemacht und frei gegeben von:

Maurice Weiss / Agentur Ostkreuz

  • 01 - Eröffnung
  • 02 - Podium
  • 03 - NV flankiert
  • 04 - Subvention bitte
  • 09 - lächelnder VDR
  • 08 - Begrüßung
  • 07 - kleiner Kreis
  • 06 - Uwe Schmidt
  • 05 - Hafenpolitik
  • 10 - die HHLA war da
  • 11 - Fragepaket
  • 12 - SPD Spitze


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