Gästebuch - Vhf 69

57 Einträge auf 6 Seiten
Klaus Rabba
16.04.2025 18:14:26
Gedanken zum Schiffbau in Deutschland
Teil 3
Da kein staatliches Schiffbaukonzept in Deutschland vorlag und auch nicht vorliegt, standen die Werften und die Bundesländer Hamburg, Bremen und Niedersachsen vor den internationalen Anforderungen im Schiffbau allein da und kapitulierten zum größten Teil. Außerdem wurden und werden die deutschen Werften ohne staatliche Beteiligung geführt.

Der Niedergang kann nicht nur durch Lohnkosten verursacht worden sein, denn Japan mit einem vergleichbaren BIP (D: 4.527 Mrd. $ / J: 4,219) ist immer noch die Nummer drei mit 15% Marktanteil im Schiffbau (2023) und fast 10 Mio. abgelieferter Gross Tonnage. Deutschland ist auf Platz 7 mit 290.000 t Gross Tonnage und 0,45% Marktanteil.

Die Situation in Frankreich ist hinsichtlich abgelieferter Tonnage vergleichbar mit 0,5 % Marktanteil, doch hat der Staat die Mehrheit mit 62 % im Marine Schiffbau (Groupe Naval) und hält 34 % an der Großwerft Chantiers de l’Atlantique in St. Nazaire. Letztere wird für den Bau des für 2040 geplanten Flugzeugträger benötigt und verfügt über ein Baudock, dass für Tanker bis 1.000.000 Tonnen vorgesehen war. Z.Zt. werden dort auch MEGA Kreuzfahrtschiffe gebaut.

In Italien, auf Platz 5 im Schiffbau mit 0,65 % Marktanteil, hält der Staat 64 % an der FINCANTIERI Gruppe, der viertgrößten Werftengruppe der Welt.

https:­//­de.­wikipedia.­org/­wiki/­E-­Flexer-­Klasse

https:­//­de.­wikipedia.­org/­wiki/­Visentini-­Klasse
Klaus Rabba
16.04.2025 18:13:19
Gedanken zum Schiffbau in Deutschland
Teil 2
STENA ist eine Kurzform aus dem Namen des Gründers Sten Allan Olsen und wurde 1962 gegründet, nachdem Sten Allan Olsen schon im Jahr 1946 sein erstes Schiff kaufte und bis 1962 eine kleine Reederei betrieb. STENA ist eine äußerst erfolgreiche schwedische Reederei, die klug den Markt beobachtet und innovative Schiffstypen, vornehmlich RoPax weltweit in Auftrag gab.

Ich selbst kann mich gut an eine Serie von STENA RoPax Schiffen erinnern, die bei Hyundai in Süd-Korea gebaut wurden und mit 2 x12 V PC 2-5 400 S.E.M.T. Pielstick Motoren im Lizenz Bau ausgerüstet wurden und auf denen ich einige Male zu Inspektionen mitfuhr. Damals wurden die Schiffe erst bei den Reedern und entsprechend des Fahrtgebietes ein oder zweimal umgebaut, so dass einige Schiffe hinterher nicht mehr als Schiffe einer Klasse zu erkennen waren.

Auf eine vergleichbare Serie von Fährschiffen, die auf einem Grundentwurf beruhen und den Kundenwünschen angepasst werden, kann nur die Visentini-Klasse der Visentini Werft vorweisen, die über ein Jahrzehnt 20 RoPax Fähren ablieferte. Die Visentini Werft liegt im Po Delta an der Adria.

Die Kapazitäten für den einst erfolgreichen deutschen Fährschiffbau sind fast gänzlich verschwunden. Lediglich die Meyer Werft in Papenburg könnte zwei oder drei RoPax Schiffe mit 230-250 m Länge gleichzeitig bauen, ist aber mit Kreuzfahrtschiffen voll ausgelastet.

Das bedauernswerte Fazit lautet: der deutsche Schiffbau verfügt nur noch über Kapazitäten für Mega Kreuzfahrtschiffe und Marinefahrzeuge. Container, Bulkis, Tanker, RoPax, sowie Feeder oder Schwerguttransporter werden in Deutschland nicht mehr gebaut, da die Bauwerften hierfür fast alle verschwunden sind.
Klaus Rabba
16.04.2025 18:09:44
Gedanken zum Schiffbau in Deutschland
Teil 1
Am Horizont sah ich die MS « ECO VALENCIA » die auf ihrer Reise von Genua nach Barcelona.
Die Fähre gehört der Grimaldi Gruppe und ist eines von mittlerweile 23 in China georderten RoPax Schiffen. 14 Schiffe gehören zur E-Flexer Klasse und die weiteren 9 zur „Next Generation MED and Hansa Superstar class“, unterscheiden sich aber kaum vom E-Flexer.


Dier E-Flexer Klasse wurde in China auf der Jingling Werft in Zusammenarbeit mit STENA Lines 2016 entwickelt. STENA orderte bei der chinesischen Staatswerft bis heute 15 RoPax Schiffe dieser Klasse.
STENA selbst betreibt davon vier Schiffe. Der Rest wurde langfristig an andere Fährschiff Reedereien verchartert: Britanny Ferries, DFDS, Marine Atlantic, Corsica Linea und Superfast Ferries. Die E-Flexer fahren nun auf den Meeren rund um Europa: China hat damit den europäischen Markt für Fährschiffe erobert.

E-Flexer bedeutet, dass sich das Grunddesign den Anforderungen der Reedereien und des Fahrtgebietes anpassen lässt. Die Entwicklung der E-Flexer Klasse lässt sich in etwa mit der Innovation der Volkswagen Gruppe vergleichen, wo auf Basis einer Chassis-Bodengruppe verschiedene Ausführungen gebaut werden, was erhebliche Kosten einsparte.

Alle E-Flexer Schiffe wurden und werden auf der chinesischen staatlichen Werft Jingling Shipyard gebaut, die damit auf eine erfolgreiche E-Flexer Serie von 38 Schiffen für Europa blicken kann. Es werden sicher nicht die letzten Schiffe dieser Klasse sein. Der Preis pro Schiff lag bei den ersten Einheiten um die 90 Mio.€.
Die Kapazitäten der Werft erlauben den Bau von sechs E-Flexern gleichzeitig. Jingling ist in der Lage bis zu 1,9 Mio. Tonnen Deadweight jährlich abzuliefern.
KLAUS RABBA
13.04.2025 15:43:52
Hallo Klaus

Hier meine Anmerkungen zu deinem Beitrag:

https:­//­ichwolltemeer.­de/­Mewes-­News/­DAS-­HAFENKONZERT-­zu-­Gast-­Dr-­Kroeger-­VDR/­index.­php/­

Mehr habe ich auch nicht von dem smarten Jungen vom VDR erwartet.

Mit zwei meiner ehemaligen Kommilitonen, waren wir zu einem Besuch an der Flensburger Hochschule für Technik, wo noch die nautische und technische Ausbildung zum Bordpersonal erfolgt.
Wir erfuhren, dass es nur noch einen weiteren Standort für diesen Studienort in Rostock gibt.
Außerdem fehlt es an Studenten für die Ausbildungsgänge, so dass die Flensburger ihre Semester nicht immer voll bekommen.

Es mangelt offenbar an motivierten jungen Leuten für den Seeberuf.
Dagegen war das Semester für Filmkunst ausgebucht.
Also gibt es mehr Interesse für Orchideen Fächer als für Nautik und Maschinenführung.

Kurz gesagt, die Reeder bekommen ihre Schiffe mit dem zur Verfügung stehenden deutschen Personal nicht mehr voll.
Das liegt aber auch an dem Mentalitätswechsel der jüngeren Generation und es bleibt zu hoffen, dass noch genügend Ingenieure ausgebildet werden, um den Bedarf für die Industrie zu decken.

Also Rekrutierung ausländischen Personals, als Lösung. Traurig.

Grüße
Jonas Lebert
08.02.2025 15:43:02
Guten Tag Kapitän Mewes!
Die vergangenen zehn Tage hatte ich Ihr Buch sozusagen nicht mehr aus der Hand gelegt: Höchst spannend, sehr informativ und voller interessanter Details, eine großartige Darstellung der Realität und sehr gut zu lesen. Ich kann nur JEDEM und JEDER empfehlen, Ihr Buch zu lesen, egal, ob "Landratte" oder Seefahrer. Was Sie von der Entwicklung der deutschen Seefahrt beschreiben, läßt sich ähnlich auch in anderen Bereichen beobachten, vielleicht nicht in dem Ausmaß, aber dennoch in einem klaren Trend.
Ich bewundere Ihre Standhaftigkeit, nahezu bis zum Schluß an Ihrem Kurs festzuhalten trotz dieser unsäglichen und überaus zahlreichen Widrigkeiten aus beinahe allen Richtungen! Das verdient größten Respekt, zumal zwar Ihre innere Wut fast spürbar wird beim Lesen, an keiner Stelle aber in unsachliche und wüste Beschimpfungen ausartet. Vielmehr bleiben Sie stets bei der Sache und decken völlig zurecht massive Mängel auf.
Vielen herzlichen Dank für diesen Einblick in die Welt der Seefahrt und auch in Ihr privates Leben und Erleben.
Nochmals meine uneingeschränkte Empfehlung, dieses Buch zu lesen!!
Herzliche Grüße aus dem Münchner Raum,
Jonas Lebert
Paul Paul Zimmermann
12.10.2024 16:04:00
Lieber Kapitän Mewes,
ich weiß gar nicht, wie ich den Eindruck beschreiben soll nach dem Lesen von „Ich wollte Meer“. Interessant, informativ kritisch beschreibt es nur unvollständig. Mitreißend, fesselnd schon eher.
Es wurden alle „Stationen“ eines Seefahrers genannt: Begeisterung am Anfang, tolles Fahrtgebiet der Hamburg-Süd, die Anstrengungen bis Klaus Mewes das Patent bekam, Ernüchterung und kritisches Beobachten der Entwicklung in der Seeschifffahrt. Auch die Frustration über genau diese Entwicklung: Schiffe werden immer größer, es wird auf „Kisten“ umgestellt, um Zeit und Kosten zu sparen; Liegezeiten werden extrem kürzer, es wird die (praktische) Ausbildungsqualität gesenkt; der Kapitän und seine Führungsmannschaft müssen damit umgehen (können). Die Verantwortung nimmt aber nicht ab! (Anmerkung: ich hatte eine Reise auf einem kleinen Kreuzfahrtschiff gebucht, Heimathafen Madeira. Besuch der Brücke war möglich. Ein „Kadett“ in Uniform war nicht in der Lage eine Flaggenleine an der Reling zu befestigen. Ein Passagier fragte ihn, ob ein Lotse auch steuern würde. Wusste er nicht. Alles klar, oder?)
Und die Dokumentationspflicht nimmt zu. Kennt man an Land auch, aber hat man das in der Schifffahrt auch für möglich gehalten? Jetzt wissen wir mehr.
Ich verstehe vollkommen, dass Klaus Mewes nach einem langen Berufsleben erleichtert in den Ruhestand gegangen ist und froh ist, Verantwortung abzugeben.
Und danke für ein klasse Buch!
Paul ZImmermann
Matthias Mattausch
18.09.2024 12:36:59
Lieber Kapitän Mewes,
dankbar dafür, dass ich zu Ihrer Lieblingsbesatzung gehören darf und dass ich Ihr Buch gefunden und es selbstverständlich auch vollständig gelesen habe. OK, ich habe ungefähr in der Mitte, d.h. im Jahr 1998, angefangen und mich dann weiter nach hinten in die Neuzeit vorgearbeitet, aber auch die Anfänge Ihres Berufs- und Privatlebens mit großem Interesse gelesen.
Und deswegen: Haben Sie herzlichen Dank für dieses Buch, dass sehr anschaulich sowohl Ihren persönlich Weg nachzeichnet als auch für das Verständnis "Warum ist die Seefahrt heute so, wie sie ist?" und für das dann hoffentlich einsetzende Nachdenken sehr hilfreich ist. Insofern nehme ich dieses Buch immer wieder gerne in die Hand und bin der Meinung: Es gehört in jede gute sortierte maritime Bibliothek.
Herzliche Grüße
Matthias Mattausch
Ulrike Zoller
20.07.2024 13:55:19
Moin Kapitän Mewes,
und danke für dieses Buch.
Ich lese sonst eher Romane oder Erzählungen, doch dieser Seefahrtskrimi hat mich echt gepackt! Trotz vieler Fachbegriffe doch erfrischend und informativ geschrieben, und so manches Schmunzeln ausgelöst. Vieles sieht für uns an Land, wenn die Schiffe auf der Elbe dahingleiten, wirklich noch nach Traumberuf aus. Jetzt kann ich es anders einordnen.
Auch ich blicke als Landratte auf 35 Berufsjahre mit allerlei Veränderungen und Einsparungen zurück. Ausbildungen vereinfacht, Quereinsteiger mit unzureichenden Sprachkenntnissen für unsere Jüngsten, Qualitätsmanagment, Papierkrieg, berufstätige Eltern in Not wegen fehlendem Fachpersonal. Auch darüber könnte ein Buch geschrieben werden.
Nun freue ich mich auf meinen Vorruhestand dank Altersteilzeitregelung, welche für meine jüngeren Mitarbeiter leider auch den letzten Tarifverhandlungen zum Opfer fiel.
Ihr Buch werde ich gern weiterempfehlen.
Mit freundlichen Grüßen
U. Zoller
Klaus Rabba
07.07.2024 23:17:50
Moin Kapitän Mewes,
Es kam ja schon in den Nachrichten, aber meine Lieblingswerft, Meyer Papenburg, ist in Finanzierungsschwierigk­eiten.­
Papa Staat soll’s richten mit Krediten. Steigende Preise und Lieferverzögerungen führten zu einer Finanzierungslücke und die Reeder sind knallhart und zahlen keinen Pfennig, bzw. Cent extra.
Zum Glück kann sich Niedersachsen den Verlust der Arbeitsplätze nicht erlauben und wird helfen müssen.
Andererseits würde Deutschland seine Bedeutung als Schiffbaustandort fast vollständig einbüßen, wenn Meyer auch Insolvenz anmelden müsste, wie viele deutsche Werften vorher.
Der deutsche Wirtschaftsminister, brachte persönlich einen Scheck zur Flensburger Schiffbaugesellschaft, die sich mit dem Bau von kleinen LNG Tankern im Auftrag des Bundes über Wasser hält. Nachdem die Ampel dem russischen Erdgas den Hahn zudrehte, wahrscheinlich die USA Nordstream 2 sprengten, muss ja nun ein Feederservice für die LNG Importe aus Gottes eigenem Land aufgebaut werden. So hat die Ampel indirekt etwas für den Schiffbau getan.

https:­//­www.­sat1regional.­de/­habeck-­uebergibt-­foerdergeld-­scheck-­fuer-­lng-­tanker-­grossauftrag-­sichert-­jobs-­in-­flensburg/­

Hier noch einmal die dramatische Geschichte der FSG, in deren Folge Deutschland den Bau von Fähren an chinesische Staatswerften verlor.

https:­//­de.­wikipedia.­org/­wiki/­Flensburger_­Schiffbau-­Gesellschaft

Zur Info

https:­//­www.­t-­online.­de/­finanzen/­aktuelles/­wirtschaft/­id_­100440040/­wirtschaft-­in-­niedersachsen-­weil-­zur-­meyer-­werft-­lage-­ist-­bedrohlich-­.html

Ich fürchte, dass es in Berlin überhaupt keine Planungen für ein Schiffbauprogramm gibt, dass das Überleben der deutschen Werften absichert.
Jörg Schade
04.07.2024 08:36:34
Lieber Kapitän Mewes,

recht herzlichen Dank für Ihren Besuch bei unserer sicherheitspolitischen Veranstaltung im Maritimen Museum Hamburg am 01.07.2024. Ich hoffe, die Vorträge haben Ihnen gefallen. Mit Ihren fachkundigen Fragen und Anmerkungen haben Sie die Veranstaltung bereichert. Vielen Dank dafür und hoffentlich bis bald.

Mit maritimen Grüßen

Jörg Schade
Regionalleiter DGSM Hamburg
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